Tuesday, May 08, 2007

 

ATRIUM FIBRILLATIE

Vorhofflimmern und Vorhofflattern
Kurz und bündig:
Vorhofflimmern und Vorhofflattern sind Störungen der Reizbildung im Herzen. Sie müssen behandelt werden, da sonst schwere Komplikationen drohen.



Ursache:
Die elektrische Erregung des Herzens erfolgt normalerweise vom Sinusknoten aus und wird von dort über den rechten und den linken Vorhof zum AV – Knoten und dann über das His`sche Bündel zur Herzkammer geleitet. Die Leistung des Vorhofes trägt zu etwa 20 % zur Herzleistung bei. Beim Vorhofflimmern kommt es zu einer ungeordneten Reizbildung im Vorhof mit einer Frequenz von etwa 350 – 400 Erregungen pro Minute. Ursächlich diskutiert wird hierfür eine Erregung, die so langsam im Vorhof kreist, dass sie immer wieder auf Gewebe trifft, das erneut erregbar ist und dadurch die hohen Frequenzen entstehen. Treffen diese ungeordneten Erregungen auf den AV – Knoten, werden sie unregelmäßig an die Kammer weiter geleitet und erreichen dann aufgrund der Verzögerung im AV – Knoten Frequenzen von 40 – 180 Schlägen pro Minute. Für das Zustandekommen dieser ungeordneten Bewegungen sind überwiegend Herzkrankheiten verantwortlich, daher kommt die Erkrankung im Alter auch häufiger vor und beträgt mit 80 Jahren 6 %. Neben Herzkrankheiten wie KHK, Herzinfarkt, Herzmuskelentzündungen und vor allem Mitralklappenfehler können auch das Syndrom des kranken Sinusknotens (sick sinus), eine Überfunktion der Schilddrüse, ein schwerer akuter Blutdruckanstieg (hypertone Krise) oder eine chronische Lungenerkrankung (COPD) zu Vorhofflimmern oder Vorhofflattern führen. Es kommen jedoch auch Fälle ohne jede Ursache vor und auch familiäre Häufungen sind beschrieben. Beim Vorhofflattern sind dieselben Ursachen verantwortlich wie beim Vorhofflimmern. Es entstehen hierbei nur Flatterwellen mit einer Frequenz von ca. 250 – 350 pro Minute. Meist wird die Überleitung durch einen AV – Block gebremst, so dass die Kammern dann in einer Frequenz von 125 – 150 schlagen. Wird die Erregung vollständig übergeleitet, was bei Vorhofflattern wegen der geringeren Frequenz geschehen kann, kommt es zu lebensbedrohlichem Herzrasen. Vorhofflattern ist viel seltener als Vorhofflimmern.



Feststellen der Erkrankung:
Manchmal spürt der Betroffene den unregelmäßigen Herzschlag. Beim Tasten des Pulses kann er festgestellt werden. Die endgültige Diagnose wird dann mit Hilfe des EKG und Rhythmusstreifen (längere Aufzeichnung des EKG) gestellt.



Beschwerden:
Es müssen keine Beschwerden vorliegen. Vorhofflimmern wird manchmal auch zufällig vom Arzt entdeckt. Häufig bemerkt jedoch der Patient Herzrasen oder eine Beklemmung in der Brust bzw. eine Leistungsminderung oder Müdigkeit. Schlafstörungen kommen ebenso vor wie Atemnot. Es kann jedoch auch eine schwere Herzschwäche auftreten.



Behandlung:
Die größte Gefahr besteht darin, dass sich durch die unregelmäßigen, schnellen Bewegungen und den fehlenden Blutausstoß Blutgerinnsel im Bereich der Vorhofwand bilden und mit dem Blutstrom fortgeschwemmt werden. Dadurch kann es zu sehr gefährlichen Embolien in den Blutgefäßen kommen. Bei Verstopfung einer Arterie fällt das Gebiet, das von ihr versorgt wird, aus und es kommt zum Absterben des betroffenen Bezirks. Dies kann z. B. zu einem Schlaganfall führen (25 % aller Schlaganfälle werden durch eine vom Herzen stammende Embolie ausgelöst, ca. 15 % der schweren Schlaganfälle entstehen durch Vorhofflimmern). Daher wird heute immer eine Blutverdünnung durchgeführt, wenn nicht ein ernsthafter Grund dagegen spricht. Außerdem versucht man, die Herzschlagfolge wieder zu normalisieren, um das Herz nicht zu überlasten und einen ausreichenden Blutausstoß zu erreichen. Meistens wird hierzu heute ein Betablocker eingesetzt. Je früher eine Behandlung einsetzt, desto größer ist die Chance, die Störung wieder beseitigen zu können. Daher ist eine frühzeitige Behandlung so wichtig. Dies kann nur versucht werden, wenn kein sick sinus Syndrom vorliegt und kein schwerer Mitralfehler besteht (schwerer als Stadium II). Die Beseitigung versucht man zunächst medikamentös mit einem Mittel gegen Rhythmusstörungen. Erreicht man hiermit keinen Erfolg, kann eine Elektrokardioversion (Elektroschock) versucht werden, wenn von medizinischer Seite nichts dagegen spricht. Dabei versetzt man den Patienten in Schlaf und dem Herzen von außen einen massiven Stromstoß von 10 – 100 Wsec, um für eine kurze Zeit alle Erregungen anzuhalten. Normalerweise erholt sich hiervon der Sinusknoten am schnellsten, so dass er seine normale Funktion wieder aufnimmt. Besteht das Vorhofflimmern schon länger, muss mit dem Vorhandensein von Blutpfröpfen in den Vorhöfen gerechnet werden und man verdünnt deshalb zunächst das Blut des Betroffenen, bevor man die Elektrokardioversion durchführt.
Als Rhythmus stabilisierendes Medikament ist Amiadoron zunächst in hoher Dosierung (1500 mg in 24 Stunden), dann zum Aufrechterhalten des normalen Herzrhythmus in einer Dosierung von etwa 200 mg pro Tag das Medikament erster Wahl.



Nach den neuen Leitlinien sollen Patienten unter 75 Jahre mit Vorhofflimmern und Gefäßrisiken wie Bluthochdruck und koronare Herzerkrankung eine Blutverdünnung(Antikoagulation mit Phenprocoumon) erhalten und auf einen INR von 2,0 – 3,0 eingestellt werden, Patienten über 75 auf einen INR von 2.0. Patienten unter 65 Jahren, die nur Vorhofflimmern haben und keine anderen Gefäßrisiken, können ASS 300 mg einnehmen, Patienten über 65 ohne weitere Risiken oder bei Unverträglichkeit von Antikoagulantien sollen ASS einnehmen.

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